(1983 bis 1986 oder die neuzeitliche Fassung des Märchens über die Bremer Stadtmusikanten)

Es war einmal vor gar nicht langer Zeit, ein schüchterner introvertierter Junge. Dieser konnte zwar mies Gitarre spielen, das aber gut. So kam er - er hieß übrigens Frank - eines Tages auf die Idee, es doch mal mit Gleichgesinnten in einer musikalischen Gemeinschaft zu versuchen. Zu diesem Zweck sah er sich dann nach Leidensgenossen um, die wie er genug vom täglichen Einerlei hatten, und die wie er wenigstens einmal in der Woche über ihre Musik dem grauen Alltag den Rücken kehren wollten. Nach tagelanger unermüdlicher Suche traf er auf dem Güm..Gimm..äh.. der Oberschule Sinstorf einen aufgeschlossenen, gutaussehenden und intelligenten Jungen, der vor allem hervorragend singen konnte, und als Frontmann geradezu ideal erschien. Leider zeigte dieser kein Interesse an einer Zusammenarbeit, so dass Frank es mit Olaf Barsch versuchen musste, der das genaue Gegenteil darstellte. Bei der ersten gemeinsamen Probe stellte man fest, dass der Bassist und der Schlagzeuger nicht erschienen waren. Das war auch nicht weiter verwunderlich, denn man hatte sich noch gar nicht um welche bemüht. Olaf Barsch brachte einen alten Angelkameraden - Detlev W. aus S. -mit, der sich gerade einen Bass gekauft hatte. Nach vier Wochen war Detlev W. schon in der Lage, fast alle Teile seines Instrumentes zu benennen, und zwar fehlerfrei. Man konnte mit weiteren Proben beginnen. Die Drei versuchten es erst mal ohne Schlagzeug, da ihr Projekt ohnehin zum Scheitern verurteilt war. Sie gaben dennoch die Hoffnung nicht auf, sondern eine Anzeige im Oxmox. Prompt meldete sich auf die Anzeige: "man suche einen Drummer" ein Saxophonist. Da man nicht wusste, was ein Saxophonist ist, versuchte man es mit einem anderen Bewerber - Lorenz Ritter - der es aber auch nicht wusste. Dafür hatte er aber ein Schlagzeug.

Die Besetzung war komplett und Blanker Hohn war geboren. Die nächste Probe konnte stattfinden. Nach drei harten Monaten ohne Entbehrungen war man soweit, dass man sich mit einem Programm an die Öffentlichkeit wagte. Die Resonanz war überwältigend. Und zwar so überwältigend, dass man sich entschloss, am Harburger Rock-Band-Battle der Mummel-Organisation teilzunehmen. Man belegte den vierten Platz von 6 Bands, was bedeutet, dass man 33% der Konkurrenz, also knapp die Hälfte, hinter sich lassen konnte. Ob ein Zusammenhang zwischen dem Auftritt und der Auflösung der Mummel-Organisation bestand blieb ungeklärt.

Unterdessen hatte ein mitgerissener Zuhörer des ersten Konzertes der Band zu einem dritten Auftritt in HH-Rissen verholfen. Es sollten nackte Tatsachen folgen, denn an diesem Abend erwarb sich Oile, wie der Sänger liebevoll genannt wird, durch eine obszöne Geste den Spitznamen Clark Dildo. Eine starke Nachfrage nach Blanker Hohn Gigs war der Grund für eine weitere Darbietung im FZ Nöldekestraße. Die Zuschauer waren so begeistert, dass sie die Gruppe enthusiastisch mit leicht verderblichen Lebensmitteln bewarfen. Die Band konnte also einem Vergleich mit "King Kurt" standhalten.

Kurz darauf entschlossen sich Frank, Oile und besonders Lorenz, Detlev vorzuschlagen, er solle seinen Bass wieder gegen eine Angel eintauschen. Gesagt, getan. Thomas Ritter stieß als neuer Bassist zu Blanker Hohn. Thomas brachte das Bandniveau als Bruder von Lorenz weit unter den Nullpunkt. Allerdings konnte er bei einem der Höhepunkte der Band - einem Gig mit den Toten Hosen im FZ Nöldekestraße vor 400 Leuten - dabei sein. Auf diesen Lorbeeren scheint er sich noch heute auszuruhen. Er hatte aber immerhin neun Jahre Musikerfahrung. Er verstand es aber geschickt zu verbergen, dass er acht Jahre davon mit Triangel spielen zubrachte.

Doch zurück zur allgemeinen Band-Story. Auf einem Punkfestival in der Provinz (Schneverdingen) bestritten die Vier ihren vorerst letzten Gig. Danach wurde kräftig geackert. Denn man hatte mit einer akustischen Tücke einen Plattenvertrag ergattert und gierig wie man war, hat man sofort zugegriffen. Im September 1984 begab man sich ins Studio, wo man das Geheimnis des modernen Mischpults kennenlernte. Nach einigen Spielereien am selbigen kam eine Aufnahme zustande, die seltsamerweise einigermaßen passabel klingt. Allerdings war bis heute nicht herauszubekommen, ob nicht eine hochbezahlte Profiband statt Blanker Hohn dieses Klangjuwel einspielte, und ob nur das unrhythmische Klatschen von der Gruppe stammt.

Doch nach dem Höhenflug kommt bekanntlich der Fall. Es folgte eine Hiobsbotschaft. Der Gitarrist und Mann der ersten Stunde Frank R. teilte dem Rest der Band mit, dass er aus beruflichen Gründen die Kapelle in Richtung München (Weißwurstäquator) verlassen wolle. Glücklicherweise kam eine schwere Distorsion seiner linken Fußhaltebänder dazwischen, so dass Frank R. immer noch dabei ist, weil krankgeschrieben. Der Fußverletzung ging ein weiteres Konzert im FZ Feuerteich voraus, bei dem sich der Verdacht verstärkte, dass die Plattenaufnahmen von engagierten Gastmusikern gemacht wurden. Da der unvergleichliche Mann der ersten Stunde Frank R. die hoffnungsvolle Teenieband nach Ausheilung seiner Verletzung verlassen wird, war die teenievolle Hoffnungsband gezwungen, sich nach einem Ersatz umzusehen. Und die bandvollen Hoffnungsteenies suchen immer noch. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann suchen sie noch heute.

Zum Glück verblieb Frank in der Band, dafür stieg Thomas aus. Irgendetwas ist ja immer. Mit Björn Brauer am Bass wirkte die Band auch wie eine Punkband. Aber irgendwie war die Luft raus. Im März 1986 fand das vorerst letzte Konzert statt. Und was dann noch passieren sollte, klingt jetzt aber wirklich nach einem Punkmärchen 1. Kajüte.

Seltsam? Aber so steht es geschrieben ...